Phalla Klouth, vor acht Jahren kamen Sie aus Singapur nach Deutschland. Wie kam es dazu?
Ich habe meinen heutigen Mann in Singapur kennengelernt. Da uns rasch klar war, dass wir keine Fernbeziehung pflegen wollen, haben wir beschlossen, dass ich nach Deutschland komme und hier meine neue Heimat finden werde.
Dabei ist es gar nicht das erste Mal, dass Sie sich auf ein neues Umfeld einlassen.
Das stimmt. Ich bin in Kambodscha geboren, aber in Vietnam aufgewachsen. Später lebte ich dann 20 Jahre in Singapur. Dort habe ich unter anderem als Kosmetikerin gearbeitet, bevor ich begann meinen Lebensunterhalt mit der Vermietung von Wohnungen zu verdienen.
Sie haben also schon viel Erfahrung sammeln dürfen, was es bedeutet sich in einer fremden Umgebung zu integrieren. Wobei kommt es für Sie dabei besonders an?
Das Wichtigste ist das Erlernen der Sprache. Ich habe mir in Deutschland einen Sprachlehrer genommen, um mich hier im Alltag aber auch beruflich zurecht finden zu können. Was ich noch sehr wichtig finde, sind Fleiß und harte Arbeit. Beides wird in Deutschland sehr geschätzt, aber auch in anderen Ländern. Und natürlich muss auch die Bereitschaft da sein, sich auf die neue Heimat einzulassen. Wer all dies mitbringt, der hat gute Chancen im Laufe der Zeit anzukommen.
Sie haben schon angedeutet, dass Sie auch beruflich in Deutschland Fuß fassen wollen. Worum geht es da genau?
Da ich in Singapur bereits Erfahrungen mit der Vermietung von Wohnraum sammeln durfte, lag es für mich nahe, daran anzuknüpfen. Ich habe also begonnen meine ersten Wohnungen zu vermieten. Dabei ist mir aufgefallen, dass einige Vietnamesen hier leben, die auf günstigen Wohnraum angewiesen sind, da sie keine hohen Einkünfte haben.
Um wen handelt es sich dabei?
Es sind Studenten und auch junge Pflegekräfte, die hier an der Asklepios-Klinik ausgebildet werden. Das Gesundheitswesen ist auf solch junge Fachkräfte wie sie angewiesen. So sind wir ins Gespräch gekommen und ich habe gemerkt, dass ich sie hier nicht nur mit bezahlbarem Wohnraum unterstützen will, sondern auch darüber hinaus.
Wie genau?
Sie sind fleißig und lernwillig. Ich will sie deshalb gerne ein wenig an die Hand nehmen und Ihnen die Integration in diesem doch fremden Land erleichtern. Sie sollen von meinen Erfahrungen profitieren. So habe ich beispielsweise den jungen Pflegekräften ganz praktisch gezeigt, wie es hier in Deutschland üblich ist, Räume zu reinigen. Solche kleinen Dinge helfen Sicherheit zu gewinnen.
Ihre Geschäftsidee lautet also Hilfe bei der Integration und Hilfe beim Vermitteln von bezahlbarem Wohnraum.
Genau. Seit April habe ich mich damit selbstständig gemacht und ich plane nicht nur in Weißenfels, sondern auch in Erfurt Unterkünfte für Vertragsarbeiter oder Lehrlinge aus Vietnam und anderen asiatischen Ländern anzubieten. Anschließend kann ich mir aufgrund meiner Beziehungen nach Vietnam und Kambodscha gut vorstellen, weitere hierzulande gefragte Arbeitskräfte zu gewinnen. Davon würden beide Seiten profitieren.
Mit ihrer Geschäftsidee haben sie den Startup-Preis von Ortel Mobile gewonnen.
Das stimmt und das freut mich sehr. Mein Mann hat mich auf die Aktion anlässlich des 15-jährigen Firmenjubiläums von Ortel Mobile hingewiesen. Bewerben sollten sich Gründerinnen und Gründer mit Migrationshintergrund, die eine besondere Geschäftsidee haben. Der Preis hilft mir, den Weg in die Selbstständigkeit zu meistern.
Alles Gute für Ihre tolle Geschäftsidee, Phalla Klouth.